Die Debatte um ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr und die Wiedereinführung der Wehrpflicht wird aktuell wieder intensiv geführt. Mit Blick auf aktuelle politische Vorstöße von Teilen der Grünen, die ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr fordern, und der CSU, die ein „Bayernjahr“ sowie die Wiedereinführung der Wehrpflicht ins Spiel bringt, sagt DGB-Bezirksjugendsekretärin Anna Gmeiner:
„Es kann nicht die Aufgabe junger Menschen sein, die Versäumnisse verfehlter Politik auszubügeln. Nachdem im Bevölkerungsschutz und in sozialen Einrichtungen jahrelang kaputtgespart wurde, sollen plötzlich junge Leute aushelfen. Das ist kein verantwortungsvoller Umgang mit gesellschaftlichen Problemen, sondern schlicht unfair. Ob jemand zu einem Pflichtdienst gezwungen wird, darf außerdem nicht vom Zufall oder dem Geburtsjahr abhängen. Das ist reine Willkür und ungerecht gegenüber einer ganzen Generation.“
Gesellschaftliches Engagement, so Gmeiner, könne nicht durch Zwang entstehen, sondern nur aus Überzeugung und auf freiwilliger Basis. Junge Menschen müssten die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, wann und wie sie sich engagieren möchten – ob in Jugendverbänden, sozialen Projekten oder in Freiwilligendiensten.
„Statt Pflichten zu fordern, brauchen wir endlich den Ausbau und die finanzielle Förderung von freiwilligem Engagement“, so Gmeiner weiter. „Wer ernsthaft junge Menschen fürs Gemeinwohl gewinnen will, muss die Rahmenbedingungen ehrenamtlichen Engagements stärken, nicht ihre Selbstbestimmung einschränken.“
Pflichtdienste würden hingegen prekäre Beschäftigungsverhältnisse schaffen: schlecht bezahlte Arbeit, keine Mitbestimmung und die Pflichtdienstleistenden würden oft als Ersatz für reguläre Arbeitskräfte eingesetzt. Damit würden bestehende Probleme im Sozialbereich zementiert statt gelöst.
Zudem bleibe laut Gmeiner völlig offen, was während eines Pflichtjahres mit Studium, Ausbildung oder bestehender Arbeit passieren soll: „Wer übernimmt dafür die Kosten? Wer garantiert, dass junge Menschen ihre Ausbildung oder ihr Studium nicht abbrechen müssen? Und bekommt jemand, der schon arbeitet, dann sein volles Gehalt? Auf all diese Fragen gibt es keine ehrlichen Antworten.“
Gmeiner erklärt weiter: „Diese Vorschläge zeigen vor allem eines: fehlende Ideen für echte soziale Gerechtigkeit. Anstatt junge Menschen zu Pflichtjahren zu zwingen, sollten Politik und Gesellschaft Verantwortung übernehmen und endlich faire Arbeitsbedingungen, eine gute Ausbildung und Mitbestimmung für alle sicherstellen“, so Gmeiner abschließend.